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Die Auferstehung

stumpfhaus

Jahrzehntelang galt der Tower als "Abandoned" oder "Lost Place", wie es umgangssprachlich heißt, eben ein verlorener Ort. Er war ein vor über einem halben Jahrhundert aufgegebenes Wasserkraftwerk, das zunehmend vandalisiert wurde.

Auf Grund sinnloser Einbrüche und den dabei erfolgten Zerstörungen hatte der Nachfahr des Erbauers alle Fenster und Türen des Gebäudes zumauern lassen. Nun drang durch schadhafte Ziegel ungehindert Wasser in den Dachstuhl ein. Holzwespen begannen sich durch die Balken zu fressen und Hornissen bauten ihre Nester ins morsche Holz. Marder und Siebenschäfer nisteten sich im Dachstuhl und im Turbinenraum ein. Das einstige Kraftwerk war nun ein geradezu idealer Rückzugsort für sie, wo sie völlig ungestört waren, umrankten doch inzwischen mannshoch dornige Brombeerhecken das verlassene und abgesperrte Gebäude. Für Kinder wurde es zum verwunschenen Märchenschloß, in dem Dornröschen schlief. Seine einstige Funktion als erstes badisches Elektrizitätswerk durch Wasserkraft war längst vergessen. Das einstige Elektrizitätswerk war nicht nur unzugänglich, es war dem Verfall preisgegeben. Es war nur noch eine Frage der Zeit.


Bis sich eine Privatinitiative im Frühjahr 2021 entschloß, der alten Turbinenstation am Reichenbach eine Zukunft zu schenken und es gemäß dem historischen Vorbild wieder instandzusetzen. Sie beantragten als erstes, daß es unter Denkmalschutz gestellt wurde.


Das Ziehen des Vorkaufsrechts durch die Stadtverwaltung von Gengenbach schien ihren Plan zu durchkreuzen. Der Eigentumswechsel an die Stadt Gengenbach, der vom Bürgermeister massiv betrieben wurde, verhieß nichts gutes, da er die notwendige Instandsetzung des maroden Gebäudes auch nur in Erwägung zog.



Allein ein Bürgerentscheid konnte das Schicksal, und das heißt den Verfall des Denkmals, im allerletzten Moment abwenden.


So ist es der Gengenbacher Bürgerschaft zu verdanken, daß die Privatinitiative das marode Gebäude zurück erhielt, .. und damit die Chance, den Tower nicht nur instandzusetzen, sondern ihn als kleines Jugendstil-Juwel zum neuen Wahrzeichen der Stadt zu machen.


Es wie beabsichtigt nach der Instandsetzung öffentlich zu machen, scheiterte jedoch an den hohen Hürden, die die Stadtverwaltung aufbaute: vier Stellplätze, einen Löschteich mit 30.000 Litern, Wasser-, Abwasser, Toiletten, Brandschutztreppen.. das alles war nicht zu bezahlen.


Drei lange Jahre folgten, geprägt vom zähen Ringen des Bauherrn mit dem Bauamt der Stadt Gengenbach um die Baugenehmigung. Mit immer neuen, teils abstrusen Einwendungen wurde der Baubeginn behindert und hinausgezögert, wenn er nicht gar verhindern werden sollte. Aber nicht nur die Kinder Gengenbachs waren entschlossen, Dornröschen zu befreien. Und wer mit lauterem Herzen ..



Kurzum... vorne spielt die Musik.

Im Sommer 2024 konnten endlich, -mit einem roten Punkt, der hinter die Sache gesetzt wurde -, die umfangreichen Arbeiten der Instandsetzung beginnen.

Gemeinsam mit einheimischen Betrieben und Handwerkern konnte nun im August das scheinbar Unmögliche angegangen und auch umgesetzt werden. Eine Instandsetzung im Akkord. Gegen die Zeit, denn im Herbst sollte bereits alle Außenarbeiten fertig sein.

Genau zwei Monate nach der Gerüststellung sind nun Ende Oktober fast alle Arbeiten an der Außenfassade abgeschlossen.


Zuallererst wurde die Fassade vollständig gereinigt, anschließend wurde der historische Putz fachgerecht ausgebessert und mehrfach neu angestrichen, samt sämtlichen Holzgewerken! Schadhafte Balken und sämtliche Verkleidungen hatten vorab die Zimmermänner repariert. Kaputte Dachziegel wurden durch historische ersetzt, nachdem alle Regenrinnen- und Ablaufrohre vom Blechner instandgesetzt waren.

Die Zumauerungen der Fenster und Türen hatte der Steinmetz sorgsam entfernt. Sprossenfenster, wenn noch reparabel, wurden ausgebessert, ansonsten baute sie der Schreiner nach dem historischen Vorbild nach. Dann wurden sie neu verglast.


Das vor drei Jahren gegebene Versprechen, auch die zerstörte Turmspitze wieder aufzubauen und dem Tower aufzusetzen, wurde vergangene Woche eingelöst.


Nun sind die Außenarbeiten fast vollständig abgeschlossen.


Was noch fehlt, ist der Wiederaufbau des Balkons an der Westfassade und die Instandsetzung der beiden Eingänge, - was aber erst nach dem Abbau des Gerüsts geschehen kann.


Der Gerüstabbau ist nun am Freitag erfolgt.

Ein historischer und ein bewegender Moment!

Denn damit ist die Reichenbacher Turbinenstation auferstanden,

als neues historisches Wahrzeichen Gengenbachs.




 
 
 

Commentaires


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Jürgen Stumpfhaus 

will den denkmalgeschützten Tower endlich wieder flott machen. Mit Denkmälern hat er Erfahrung, ist er doch Preisträger des Denkmalschutzes des Landes Baden-Württemberg. Für ihn ist das älteste badische Wasserkraftwerk ein verpflichtendes Erbe unserer Heimatgeschichte, das er als Privatperson instandsetzen möchte, um es für zukünftige Generationen zu erhalten. 

Die aktuellen WASSSERSTANDSMELDUNGEN finden sie unter NEWS

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© 2021 Jürgen Stumpfhaus

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