Zwischen zwei Bächen soll ein verzaubertes Wasserschlösschen stehen, daß aber keiner mehr sehen kann, da es von einer so hohen Dornenhecke umgeben ist, die sogar die Wetterfahne auf dem Dach umrankt.
Es ging die Sage in dem Land umher, das darin eine wunderschöne Königstochter, genannt Dornröschen, schliefe. Nun waren wieder genau hundert Jahre vergangen und der Tag gekommen, als Dornröschen erwachen sollte, als ein Königssohn sich der Dornenhecke näherte, die sich plötzlich in Blumen verwandelten. Der Königssohn kam zu dem zugemauerten Turm, dessen Tür sich zu einer Stube öffnete, in der Dornröschen schlief.
Er küsste sie innig, daß sie aus ihrem Schlaf erwachte und die Augen aufschlug..
Bei dem Krach des Bohrhammers wäre Dornröschen bestimmt erwacht.
Im Märchen braucht es einen auserwählten Königssohn, der am richtigen Tag vorbeikommt, um Dornröschen aus seinem Tiefschlaf wachzuküssen.
In unserem Fall braucht es viele Ritter, bzw. Retter. Die vergangene Woche den Hausacher Steinmetz Tom Wulzinger. Denn er lege das Jahrzehnte lang zugemauerte Wasserschlösschen frei. Mit Flex, Bohrhammer und viel Geduld.
Letzte Woche fielen nun all die schweren Mauersteine, die seit fast 80 Jahren das Loch im Mauerwerk des 1. Obergeschosses verschlossen, indem sich einst eine schöne zweiflügelige Balkontür befand, die in den letzen Monaten des 2. Weltkriegs einem Angriff eines Jagdbombers zum Opfer fiel.
Der syrische Schreiner Kamal, hat in der Zwischenzeit die Balkontür aus massiver Eiche nach dem Originalplan nachgebaut. Er ist nun dabei die beiden Türflügel wieder zu verglasen. " Auf arabische Art", wie er sagt, mit gerundeten Ecken.
So bekommt das erblindete Wasserschlösschen endlich wieder seine Augen zurück.
Es braucht halt mehr als nur einen Königssohn.
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