sind ein Großteil der Fenster und Türen der einstigen Reichenbacher Turbinenstation, die seit vielen Jahren in einen tiefen Dornröschenschlaf verfallen war. Bis ein Bürgerentscheid das in Vergessenheit geratene Gebäude wach küsste und dem vergessen werden entriss.
Kapitel 4:
Die Tragödie der Turbinenstation, die einst der ganze Stolz des Kinzigtals und des badischen Großherzogtums war, begann im Januar 1945, mit dem Angriff eines Jagdbombers auf die kleine Turbinenstation, vermuteten doch die angreifenden Alliierten auf deren Turm einen Beobachtungsstand der deutschen Artillerie. Die schöne Turmspitze wurde als erstes von den Bordgeschützen des Fliegers getroffen und dabei vollständig zerstört. Bei dem Beschuss wurde auch die Westseite des Gebäudes stark in Mitleidenschaft gezogen.
Zur Sicherung der schwer beschädigten Fassade mauerte man die dabei zerschossenen Fenster und Türen nach Ende des 2. Weltkrieges einfach zu.
Das einst wunderschöne Jugendstilgebäude verfiel zunehmend.
Wenige Jahre nach der Stilllegung des Wasserkraftwerks im Jahr 1967 sollte es verstärkt zu Einbrüchen und Vandalismus kommen. Riemen und Hebel wurden abmontiert, Maschinen beschädigt , die letzten Messinstrumente gestohlen. Sprayer begannen, ihre Signets ans Mauerwerk zu malen.
Aus diesem Grund wurden nun auch die letzten verbliebenen Fenster der Südfassade zugemauert. Seitdem hält das einst schöne Wasserkraftwerk seine "Augen" fest geschlossen. Kein Wunder, daß das in Vergessenheit geratene "Wasserschlössle" nun von hohen Brombeerhecken umrankt wurde, die jedem den Einlass versperrten, wie einst im Märchen von Dornröschen.
Zum Glück mußte die Turbinenstation nicht volle hundert Jahre lang auf seine Erlösung warten, sondern wurde 2024 wachgeküsst.
Letzte Woche ist das "Wasserschlössle" nun aus dem Dornröschenschlaf erwacht.
Seine jahrzehntelang geschlossenen Augen öffnen sich wieder.
Denn Mitte August 2024 begann der Hausacher Steinmetz Tom Wulzinger damit, die Zumauerungen der Fenster und Türen in Schwerstarbeit zu entfernen und wieder freizulegen.
Erste vorsichtige Schnitte in die Mauer wurden mit der großen Flex durchgeführt, dann erfolgte der behutsame Abbruch der Ziegelsteine mit dem großen Bohrhammer. Anschließend erfolgte die vorsichtige Entfernung der verbliebenen Steine am Rand, freigelegt per Hand mit dem Klöppel und Steinmeissel, um die historische Sandsteingewandung der Sprossenfenster nicht zu beschädigen.
Zum Vorschein kamen die originalen Sprossenfenster aus dem Jahr 1900.
Nachdem Tom Wulzinger die doppelte Lage (!) Backsteine entfernt hatte, kam nunmehr die heikle Handarbeit mit Hammer und Meissel.
Was für ein Anblick für den Steinmetz Tom Wulzinger, als sich die Augen des Gebäudes nach seinem Dornröschenschlaf erstmals wieder öffneten.
Die teils zerstörten oder beschädigten Fenster werden nun von Daniel Suhm´s Schreinerei nach dem Original nachgefertigt , bzw. repariert, um alsbald wieder in die neu entstandenen Fensteröffnungen eingesetzt zu werden.
Die Zumauerung der Westfassade muß noch ein bisschen auf die Freilegung warten, bis die fehlenden Balkontüren und der Balkon nach dem historischen Vorbild fertiggestellt und zur Montage bereit sind.
Es geht voran....
Comments